In meinem letzten Beitrag bin ich bereits darauf eingegangen, dass der meiste Stress in uns selbst entsteht. Druck, den wir uns selbst machen, Erwartungen die wir haben oder von denen wir meinen, dass andere die Erwartungen an uns haben, innere Unzufriedenheit usw. All das begünstigt den äußeren Stress.

Je angespannter wir innerlich sind, desto anfälliger sind wir für äußerlichen Stress. Oder positiv formuliert: Je ausgeglichener und in uns ruhender wir sind, desto resistenter sind wir gegen äußerlichen Stress.

Doch, was genau verursacht denn Stress? Wir reagieren alle unterschiedlich. Manchmal denken wir uns „wie kann die nur so ruhig damit umgehen, mich würde das total stressen“ oder umgekehrt. Oder an dem einen Tag gehen wir ganz entspannt mit etwas um, aber am nächsten Tag löst genau diesselbe Situation Stress aus. Woran liegt es also?

Stress, Stressempfinden und Stressfaktoren sind genauso individuell wie wir Menschen, dennoch kann man meines Erachtens einige allgemeinen Stressfaktoren nennen.

Dinge, die Stress in uns auslösen, sind nicht im Einklang mit...
...unserem Wertesystem, meinen Wertevorstellungen
...mit unseren Glaubenssätzen
...unseren Gefühlen, so dass ich sie unterdrücken und zurückhalten muss
...mit unserer bisherigen Lebenserfahrungen

Ein weiterer Stressfaktor sind

- Veränderungen, egal ob positiv oder negativ, gewollt oder ungewollt

Wenn wir den Wert „Gerechtigkeit“ ganz tief in uns verankert haben, und wir das Gefühl haben ungerecht behandelt zu werden, wird das enormen innerlichen Druck und Stress verursachen. Jemand anders reagiert ganz gelassen darauf, die andere Person hat diesen Wert vielleicht nicht oder nicht so stark ausgeprägt. Mit Glaubenssätzen verhält es sich ganz ähnlich.

Unterdrückte und zurückgehaltene Gefühle sind meines Erachtens auch ein sehr großer Stressfaktor, speziell im Dienstleistungsbereich oder in den sozialen, pflegenden Berufen. Wir fühle uns z.B. sehr traurig und würden uns am liebsten ganz der Traurigkeit hingeben, das geht aber nicht, weil wir arbeiten müssen. Wir sind z.B. als Servicefachkraft in einem gehobenen Restaurant tätig. Tja, in dem Fall bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Gefühle zu unterdrücken und zurückzuhalten. Die Gäste wollen eine freundlich und fröhlich behandelt werden. Das löst Stress aus und kostet uns sehr viel Kraft.

Mit bisherigen Lebenserfahrungen hat es eine ähnliche Bewandtnis. Nehmen wir als Beispiel eine Frau, die immer Beziehungen mit dem selben Typ Mann eingegangen. Ihre früheren Partner haben immer Wert darauf gelegt hat, der „Chef im Haus“ zu sein und alle Entscheidungen zu treffen. Und dann geht die Frau eine Beziehung mit einem neuen Partner ein, der diesem Schema so überhaupt nicht entpsricht. Er legt Wert darauf, dass Beziehung auf gleicher Augenhöhe geführt wird, und das Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Auch wenn man ihre Situation von außen betracht als positive Entwicklung sehen kann, wird das die Frau erstmal überfordern und Stress verursachen, weil sie das nicht gewohnt ist und sich erstmal in ihre neue Rolle einfinden muss.

Veränderungen - ganz unabhängig davon, ob wir sie als positiv oder negativ empfinden, ob die Veränderung gewollt oder ungewollt ist – sind immer mit höchster seelischer Anpassungsarbeit verbunden und lösen daher auch immer Stress in uns aus.

Äußerlicher Stress wird also zum einen durch unseren inneren Zustand, durch unsere derzeitige Grundverfassung begünstigt oder verringert. Zum anderen sind Stressfaktoren z.B. Mitmenschen, Situationen, Reaktionen, die nicht in Einklang mit unseren inneren Überzeugungen, Werten, Erfahrungen oder Gefühlen stehen.

Stress hat also hauptsächlich mit uns zu tun! Aber, was können wir dagegen tun? Was können wir unternehmen, um unseren Stress zu reduzieren?

Das wird das Thema meines nächsten Beitrags...