Montag, 25. August 2014

Vom Wahnsinn des richtig machens

Den Anspruch an sich selbst alles richtig und perfekt zu machen, kenne ich nicht nur von meinen Klientin (das hatten bisher übrigens alle Klienten/In) sondern auch nur zu gut aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis und nicht zuletzt von mir selbst.

Völlig unabhängig in welchem Bereich, ob in einer Partnerschaft, im Job, in Beziehung mit der Familie oder bei der Kindererziehung, diese Erwartungshaltung scheint überall zu gelten. Wir wollen in einer Beziehung alles richtig machen und natürlich soll auch im Job alles perfekt laufen . Bloß keine Fehler machen – das ist sowieso klar, aber sogar diese Devise toppen wir noch, wir wollen nicht nur fehlerfrei sein, sondern auch bitteschön alles perfekt machen. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

Doch, genau das ist es!

Mit dieser Einstellung können wir nur eins erreichen – nämlich regelmäßig zu versagen. Und das unschöne Gefühl zu versagen oder Fehler gemacht zu haben, trägt sicher nicht dazu bei, dass wir uns besser fühlen und leistungsfähiger werden.

Man kann relativ bedenkenlos folgende Theorie aufstellen:

Je besser es uns geht, desto leistungsfähiger und fähiger im Geben sind wir.

Dementsprechend macht es Sinn, sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Da haben alle was davon, unser Partner, unsere Kinder, der Chef und die Kollegen und nicht zuletzt wir selbst.

Das können wir aber nur erreichen, wenn wir uns von der Idee verabschieden alles richtig machen zu wollen und perfekt zu sein.

Wenn ich das zu meinen Klienten sage, schauen mich meist ganz große, verwunderte Augen an, und es kommt ein Satz wie z.B.: „Ja, irgendwie hast Du ja schon recht, aber...“.

Es gibt „Aber“ in diesem Zusammenhang. Hier findet Ihr 4 Punkte, warum wir es nie schaffen werden, alles richtig zu machen und perfekt zu sein:

1. Was ist denn eigentlich richtig und perfekt?

Das ist eigentlich die Kernfrage. Es gibt nur sehr wenige Dinge, die wir alle als richtig und perfekt empfinden. Viele Beispiele fallen mir dazu nicht ein...eigentlich nur sehr extreme Beispiele, wie „Du sollst nicht töten“. Wenn es aber um alltägliche Dinge im Miteinander geht, hat jeder eine eigene Vorstellung von richtig und perfekt. Insofern ist es äußerst unwahrscheinlich, dass ich z.B. im Job alles richtig machen kann, weil mein Chef mit ziemlicher Sicherheit eine andere Vorstellung von richtig und perfekt hat als ich.

2. Das Leben ist ständig in Bewegung

Selbst wenn heute etwas richtig und gut in meiner Arbeit war, heißt das noch lange nicht, dass dies nächste Woche noch gilt. Möglicherweise haben sich ein paar äußere Faktoren geändert, so dass nächste Woche etwas ganz anderes gebraucht wird. Aber wie sollen wir es schaffen, uns ständig auf neue Situationen einzustimmen und immer alles situationsbedingt richtig zu machen?

3. Das richtig machen wollen bezieht sich immer auf andere

Dieser Anspruch alles richtig machen zu wollen, bezieht sich in 99% der Fälle auf andere. Wir möchten es richtig machen, damit mein Chef, mein Mann etc. glücklich und zufrieden sind...und da kommt uns zum einen immer Punkt 1 in die Quere, und zusätzlich stoße ich dabei immer wieder auf das Phänomen in Punkt 4.

4. Die Wünsche von den Augen lesen...

Das größte Problem beim Wahnsinn des perfekt machen wollens, ist, dass wir meist versuchen es perfekt zu machen, indem wir unserem Gegenüber die Wünsche von den Augen lesen. Wir denken, dass dies und jenes gerade angebracht ist, und danach handeln wir. Und genau hier macht uns Punkt 1 einen Strich durch die Rechnung. Wir denken, dass...und das bedeutet eben nicht, dass unser Gegenüber genau so denkt oder empfindet.

Egal wie wir es drehen oder wenden – alles richtig und perfekt zu machen geht schlichtweg nicht. Da können wir immer nur verlieren.

Die einzige realistische Chance die wir haben ist, diese Gedanken zu verwerfen und durch „ich mache es, wie ich es für richtig halte und so gut ich es kann“ zu ersetzen.

Dadurch werden wir zum einen echter und authentischer, was im zwischenmenschlichen Bereich ein großer Vorteil ist. Und zum anderen setzen wir uns dadurch weniger unter „sinnlosen, negativen“ Druck, und das bedeutet wiederum, dass wir uns besser fühlen und leistungsfähiger werden.

Herzliche Grüße,
Eure Rosina Geltinger

PS: Für Fragen könnt Ihr mich gerne unter mail@praxis-inventio.de kontaktieren.

Praxis Inventio, München
Rosina Geltinger,
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Psycho-Holistikerin, psychologischer Coach

http://www.praxis-inventio.de/
http://www.facebook.com/PraxisInventio
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